PC Player 09/1996 (de)

Scans

Quake shareware review.

Transcription

3D-Actionspiel für Fortgeschrittene und Profis

QUAKE

(SHAREWARE)

Seitdem Apogee im 3D-Action-Bereich auch ein heißes Eisen im Feuer hat, scheint die Entwicklung von "Ouake" bei id-Software auf wundersame Weise gute Fortschritte zu machen. Plötzlich gibt es die Shareware-Version fast zum Nulltarif.

Quake - das heißt auf deutsch "Beben". Nun, das ist einem erst einmal egal. wenn man gemütlich in den Ohrensessel gelümmelt bei Oma und Opa aus papierdünnen Täßchen Tee schlürft und nebenbei am einen oder anderen selbstgebackenen Butterkeks knabbert. Ganz und gar nicht egal ist das allerdings, wenn plötzlich der Boß aus der Forschungsstation anruft und mit panischer Stimme erklärt, daß mit dem neuen Transportsystem etwas ganz furchtbar schief lief. Das "Slipgate" ist eigentlich dazu da, Geräte und Personen ohne Zeitverzögerung von einem Ort zum anderen zu transportieren. Offensichtlich hat eine Rasse in einer fremden Dimension die Vorteile dieses Transportsystems schätzen gelernt. Genauer gesagt: Auf der Slipgate-Plattform sind Horden von Monstern aufgetaucht, die alle anwesenden Wissenschaftler unfreundlicherweise und ziemlich abrupt ins Jenseits beförderten. Der Boß befürchtet nun eine Invasion der Aliens. die er in seiner freundlich blumigen Sprache mit dem Codenamen "Quake" belegt hat. Als Topmann der Organisation läßt man also grummelnderweise den Tee stehen, gibt Omi und Opi ein Abschiedsküßchen. schnappt sich seine Streitaxt sowie die handliche Schrotflinte und zieht wieder einmal aus, um die Menschheit zu retten.

Eigentlich ist der Auftrag ganz einfach: "Schnapp Dir alle Gegenstände", "Probiere alle Schalter aus", "Erledige alle Gegner", "Finde den Ausgang der Alien-Gewölbe" und "Bleibe am Leben". Keine Überraschungen also für den hartgesottenen Action-Helden; der Tee wird bestimmt nicht kalt. Furchtlos betritt man den ersten Level - und hat sofort einen Mordsköter Marke Rottweiler am Hals. So schnell, wie sich dieses Biest bewegt, kann man kaum reagieren. Sein grunzendes Herrchen (Grunt) mit der schmucken Schrotflinte steht gleich dahinter und perforiert den Kämpfer nach Leibeskräften.

Der nächste Gegner ist nicht minder furchteinflößend. Das muß der tapfere Recke erfahren, als er sich fast unbemerkt von hinten an den dahintapsenden Oger anschleicht. Leider etwas zu dicht, denn das unhandliche Gerät, das das Untier locker hinter sich herschleift, stellt sich als Kettensäge vom Kaliber "Waldrodung" heraus. Aus der Ferne beobachten ist das auch keine gute Idee, denn dann wirft der Gute mit scharfen Granaten um sich. Die Ritter (Knights) schlagen mit ihren Schwertern aus einer ziemlichen Entfernung zu. Die "Zombies" lassen sich zur Steigerung der Vorfreude weder mit der Schrotflinte noch mit der Axt erledigen. Sie kippen zwar erst einmal um, stehen aber nach kurzer Zeit wieder auf. Der "Fiend" springt in Riesensätzen auf den Unbedarften zu und schlägt wild mit seinen Armen um sich. Da sind die "Scrags" eher friedliche Kreaturen. Sie schweben in der Luft und spucken mit grünen Schleimspritzern. Der gigantische Yeti greift mit seinen Riesenpranken an oder schießt aus der Entfernung mit blauen Blitzen auf den Kämpfer. Zu guter Letzt wartet im hinteren Gewölbe ein lodernder Riesen-Unhold, der mit Feuerbällen wirft.

Alles in allem kommt man da mit einer niedlichen Streitaxt und der süßen Schrotflinte nicht weit. Die Viecher waren allerdings so nett und haben in den Gewölben jede Menge Waffen verteilt. Wichtigstes Spielzeug ist die "doppelläufige Schrotflinte". Die macht zweimal so heftig "krach" wie die einfache Ausführung, und zwar in jeder Hinsicht. Die "Nagelpistole" ist dagegen so eine Art Maschinenpistole des Mittelalters; hier macht es die schiere Masse an Geschossen. Die "Super-Nagelpistole" arbeitet nach einem ähnlichen Prinzip, ist aber durchschlagkräftiger. Beide Waffen sind leider relativ flott leergeschossen. Mit dem "Granatwerfer" bekommt der Held eine Wumme in die schwitzigen Händchen, mit der er es dem Oger so richtig heimzahlen kann. Der Apparat benötigt ebenfalls Granaten. Allerdings will die Handhabung geübt sein. Sonst kommen die eben verschossenen Dingerchen auf schrägen Untergründen und auf Treppenabsätzen zum Absender zurückgekullert. Soweit wäre das kein Problem, wenn die Süßen nicht mit einer Zeitverzögerung explodieren würden. Der Raketenwerfer feuert ebenfalls Granaten ab, verschießt diese aber in einer geraden Bahn und läßt sie sofort beim Empfänger detonieren. Das Gerätchen benutzt man also wie eine Schrotflinte. Zu nahe sollte der Kämpfer jedoch nicht bei der Detonation stehen. Die Granate ist übrigens die einzige Munition, welche die Zombies in handgerechte Stücke zerlegt. Die Waffen werden mit unterschiedlicher Munition bestückt: In die beiden Schrotflinten passen Schrotpatronen, die Nagel- und die Super-Nagelpistole will mit Nägeln gefüttert werden und der Granat- und der Raketenwerfer fressen Granaten. Die Munition liegt handlich abgepackt an allen möglichen und schwer erreichbaren Stellen des Gewölbes herum. Der freundliche Alien-Berater kann pro Munitions-Variante nur eine maximale Stückzahl mit sich herumschleppen. Überschüssige Munition in den Kisten geht auf Nimmerwiedersehen verloren. Natürlich gibt es eine medizinische Versorgung; auch hier geht erst einmal nicht mehr als die üblichen 100 Prozent. Die einzige Ausnahme bildet die "Mega-Medizin", die kurzzeitig bis maximal auf 200 Prozent auffrischt. Weiterhin stehen blaue und gelbe Rüstungen zur Verfügung, die möglichst lange die Unversehrtheit der oberen Hautschicht sicherstellen sollen. Mit Rüstung macht ein Treffer weniger aus. Dann gibt es noch das begehrte (und meistens gut versteckte) blaue "0uake"-Symbol. Dieses verwandelt den ohnehin schon gut bewaffneten Jungen in einen Berserker. Jeder Treffer, ob mit der Axt. der Schrotflinte oder dem Raketenwerfer, richtet jetzt gleich viermal so viel Schaden an. Neben dem "Schutzpentagramm" (Pentagram of Protection) gibt es noch den "Biologischen Anzug" (Biosuite), mit dem man für kurze Zeit schadlos in Säureseen herumplanschen kann.

Wasser, Tümpel und giftige Kloaken gibt es in den Gewölben genug. Fast immer liegen nützliche Extras unter der Wasseroberfläche verborgen, und in einigen Situationen wollen unterirdische Höhlen auf der Suche nach dem Ausgang durchtaucht werden. Nur allzuschnell vergißt der Kämpfer in der Hektik. daß er kein Fisch ist und gelegentlich eben doch mal Luft holen muß. Zu lange Tauchgänge werden mit gesundheitlichen Einbußen bestraft. Unter Wasser wird die Sicht außerdem schlechter: Trübe Gewässer verschleiern den Weitblick, und obendrein verschwimmt und wabert das Bild vor den Augen des Hobbytauchers.

Im Gelände wimmelt es von versteckten Räumen. Mal muß eine Wand angeschossen werden. so daß sie den Weg freigibt, ein anderes Mal ist ein beherzter Sprung in die Tiefe angesagt. Zur Belohnung gibt es wertvolle Waffen, Quake-Symbole, dringend benötigte Heilmittel oder einfach nur Munition. Generell ist die Spielwiese der Außerirdischen ziemlich verwinkelt angelegt. Überall finden sich schräge Flächen. Brücken, Treppen, Portale, schmale Simse, Fahrstühle und Teleporter. In der ersten Schrecksekunde wäre eine Karte recht hilfreich, es wurde allerdings keine programmiert. Aber siehe da: Hat der Recke ein Gebiet erst einmal erforscht, findet er sich überraschend gut zurecht. Weitere nette topologische Merkmale: automatische Waffen in den Wänden, sich absenkende Decken, durch die Gegend sausende Bolzen und stachelige Wände. Vielfach wird eine Tür oder ein Teleporter nur durch einen Schalter geöffnet. Die rempelt der Kämpfer entweder an oder verpaßt ihnen eine Ladung mit der Waffe. Andere Türen kann er nur mit farbigen Schlüsseln öffnen, die es in Gelb und Blau gibt. Auf niedrige Simse kann er außerdem hinaufhüpfen. Vier Schwierigkeitsgrade warten auf den Reinigungsmann: Drei davon wählt er einfach, indem er in der Starthalle durch den entsprechenden Teleporter läuft. Der Schwierigkeitsgrad "Nightmare" (Alptraum) hat einen versteckten Eingang. Wer über ein Netzwerk verfügt, kann mit bis zu sechzehn Gleichgesinnten in das Reich der Monster einfallen. Wahlweise geht es dann zusammen gegen die Monsterbrut oder "Jeder gegen jedem". Alle Spieler dürfen die Kleiderfarbe frei wählen. Außerdem auf Wunsch einstellbar ist eine zeitliche Begrenzung und ein Limit für die zu erwartenden Abschüsse. Im Team-Modus können die Waffen so programmiert werden. daß sie die Kameraden nicht verwunden. Außerdem gibt es für zwei Spieler eine Modem-Option sowie eine Einstellung für das Spiel über das Internet.

Gold Player oder nicht? Das Spiel hat das Potential zu einem "Gold Player". Leider gibt es einen gewaltigen Haken: Man hat es viel zu schnell durchgespielt. Deshalb gibt es für die hier getestete Shareware-Version die begehrte PC-Player-Auszeichnung nicht. Mit Blick auf die wesentlich umfangreichere Vollversion (anschließender Beitrag) wäre ein "Gold Player" gerechtfertigt.

Technik Tip: An Quake sollte sich nur derjenige wagen. der mindestens einen Pentium sein Eigen nennt. Wir setzen noch eins drauf und empfehlen als untere Grenze einen Pentium/90. Selbst dann können Sie eigentlich nur in der niedrigsten Auflösung von 320 mal 200 Punkten vernünftig spielen. Mit einem DX4/100 läuft das Spiel zwar auch, allerdings sollte man dann den Bildausschnitt verkleinern. Super-VGA können Sie nur einstellen. wenn die Grafikkarte über ein VESA-BIOS ab der Version 2.0 verfügt. Das kann man für viele Grafikkarten mittels des "Display Doctors" von Scitech-Software nachrüsten (siehe Ausgabe 7/96, "So wird SVGA schneller"). Bei SVGA sollte in Ihrem PC aber mindestens ein Pentium/166 ticken. Sonst verkommt die 3D-Action zur Diashow. Quake ist nebenbei bemerkt übrigens das erste Spiel, daß auf einem Pentium/Pro besser läuft als auf einem gleichgetakteten Normal-Pentium. (hf)